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16. Mai 2022 // Produktion & Labor

„Digitalisierung bietet die Möglichkeit, die Anwenderzufriedenheit zu erhöhen“

Interview von Kirsten Wrede

Dr. Meiko Hecker ist Geschäftsführer der AOM-Systems sowie Gründungsmitglied der „Smart Paint FactoryAlliance“. Er analysiert und überwacht mit Hilfe digitaler Messmethoden Lacksprays und unterstützt so Lackhersteller und Anwender. Im Interview berichtet er über die Möglichkeiten und Vorteile der Digitalisierung für Lackhersteller.

Wir sprachen mit Dr. Meiko Hecker, Geschäftsführer der AOM-Systems, über Digitaliserung in der Lackbranche.

Warum sollte Digitalisierung für Lackhersteller wichtig sein?

Dr. Meiko Hecker: Vorab möchte ich den Blick etwas weiten – ich denke, dass es Zeit ist, die Digitalisierung als etwas zu verstehen, das firmenübergreifend verstanden werden muss – insbesondere in der Lackherstellung und -anwendung. Der Beschichtungsprozess ist aufgrund seiner Komplexität und Kreuzkorrelationen als Ganzes zu betrachten. Die Digitalisierung bietet Lackherstellern die Möglichkeit, die Anwenderzufriedenheit zu erhöhen. Dafür ist es notwendig, den Prozess von der Lackherstellung bis zur Applikation zu betrachten und zu digitalisieren.

Da die Oberfläche direkt von der Applikation abhängt und diese wiederrum direkt von der Lackherstellung, ist folglich die Digitalisierung der Lackherstellung erforderlich, um die Applikation zu steuern. Durch die Steuerung der Applikation können dann qualitativ hochwertigere Oberflächen bei geringerem Ressourceneinsatz erzeugt werden. Wobei auch erwähnt sein muss, dass die Digitalisierung des Prozesses über die Firmengrenzen hinweg eine Datendurchlässigkeit erfordert. Sprich, Daten müssen geteilt werden, denn was helfen die Daten des Lackherstellers, wenn der Anwender diese nicht erfährt?

Wo sehen Sie den größten Benefit durch Digitalisierung für Lackfirmen?

Hecker: Oft begegnet es uns im Markt, dass beim Auftreten von Oberflächenfehlern nicht die Verarbeitungsschritte und die Applikation als mögliche Ursachen in Betracht gezogen werden, sondern der Lackhersteller kontaktiert und das Material in Frage gestellt wird. Durch eine komplette Digitalisierung und Überwachung des Prozesses, wird einerseits die Fehlerquelle besser identifizierbar und andererseits wird auch die Anpassung des Lackes an die jeweiligen Prozessgegebenheiten zielgerichteter und effizienter. Auf Basis umfassender Daten, von den Rohstoffen über den Hobbock bis hin zur Applikation lässt sich der Prozess vorhersagen und nachvollziehen.

Für den Lackhersteller bedeutet die Digitalisierung, dass er nicht nur schneller zum Erfolg kommen kann, z.B. beim Colour Matching, sondern, dass auf Basis der Daten Fehlerquellen gefunden werden und somit klarer wird, wo deren Ursache liegt, in der Herstellung oder der Applikation.

Was würden Sie Firmen als erste Schritte raten, um sich dem Thema zu nähern?

Hecker: Ich sehe zwei parallele erste Schritte als ratsam auf dem Weg zur Digitalisierung: Erstens dem Schaffen eines „Data-Sharing-Mindsets“ innerhalb der Organisation, in Bezug auf die eigenen Prozess- und Lackdaten. Dafür muss innerhalb der eigenen Organisation definiert werden, welche Daten des Lackes entgegen existierender Meinung doch mit Kunden und Anlagenbetreibern geteilt werden müssen, um den maximalen Benefit zu erreichen.

Zweitens dem aktiven Einfordern eines „Data-Sharing-Mindsets“ und der Digitalisierung aller nachgeschalteten Prozesspartner und der Kunden. Somit kann der Lackhersteller verhindern, dass automatisch der Lack in Frage gestellt wird, wenn es zu Problemen kommt. Meiner Meinung nach hat der Lackhersteller hier eine besondere Rolle, denn aufgrund der Komplexität seiner Produkte und dadurch, dass er vorangeschaltet ist, hat er die Möglichkeit als Innovationstreiber den Digitalisierungsprozess anzustoßen und für sich zu prägen.

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